Jedermann
Dröhnend klingen die Glocken ans Ohr und mahnend ruft eine Stimme „Jedermann, Jedermann“.
Im Hintergrund erscheint eine düstere Gestalt: der Tod. Die trinkfreudigen Zechgenossen stieben panisch auseinander, die Tafel wird umgestoßen und der reiche Jedermann bleibt zurück – allein. Er muss feststellen, dass er seine letzte Reise ohne Gesellschaft antreten wird, denn nicht nur seine Freunde und Verwandten, auch seine Geliebte verlassen ihn bei diesem letzten Gang. In größter Not treten Jedermanns „Gute Werke“ auf, verhärmt, vernachlässigt, geschunden – und doch vorhanden. Die Auseinandersetzung mit inneren Werten und Lebensinhalten wird am Ende seines
Lebens die wichtigste Frage. Hugo von Hofmannsthal hat den „Jedermann“ nach dem Vorbild eines spätmittelalterlichen Mysterienspieles aus dem 16. Jahrhundert geschrieben. Er suchte in der Umarbeitung der alten Vorlage ein allgegenwärtiges Problem zu beschreiben: Geld und die damit verbundene soziale Stellung ist für Jedermann Lebensinhalt, etwas Pseudo-Göttliches, und selbst im Angesicht des Todes versucht er, diesen Schatz noch mitzunehmen. Erst am Ende, als der Tod
unausweichlich vor ihm steht, ist Jedermann bereit für eine innere Wandlung.